Ökumenisch-geistlicher Übungsweg zum Reformationsjubiläum/-gedenken vorgestellt

Ein Schatz wechselseitiger Bereicherung „Zusammen wachsen“: 

Speyer (lk). Einen bundesweit einzigartigen ökumenisch-geistlichen Übungsweg zum Reformationsjubiläum/Reformationsgedenken haben die Evangelische Kirche der Pfalz, das Bistum Speyer und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK – Region Südwest) in Speyer vorgestellt. Unter dem Motto „zusammen wachsen“ gibt der Übungsweg interessierten Einzelpersonen und Gruppen Impulse für persönliche Glaubensübungen und -erfahrungen. Er versteht sich als Beitrag, das Reformationsjubiläum mit allen Konfessionen als gemeinsames Christusfest zu begehen und nach dem zu suchen, was die Konfessionen miteinander verbindet, erklärten Kirchenpräsident Christian Schad, Bischof Karl-Heinz Wiesemann und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK – Region Südwest), Pastor Jochen Wagner. Im Rahmen des Reformationsjubiläums stehen zentrale Themen wie Gnade, Rechtfertigung und Versöhnung im Mittelpunkt des Übungswegs, der für einen Zeitraum von vier Wochen angelegt ist. Als Anregung für persönliche Meditationen und Gruppentreffen in der Gemeinde dienen vor allem Texte aus der Bibel. Zu Wort kommen aber auch Martin Luther und andere Reformatoren, Stimmen aus der gemeinsamen vorreformatorischen Zeit, aus der katholischen Reformbewegung sowie aus anderen kirchlichen Traditionen und der Ökumene heute. „Es zeigt sich, dass diese unterschiedlichen Traditionen ein Schatz sind, mit dem wir uns wechselseitig bereichern“, sagte Kirchenpräsident Christian Schad. Der Übungsweg leiste einen Beitrag dazu, dass Menschen „neu mit Christus – und so auch als Christen verschiedener Konfessionen untereinander zusammen wachsen“. Dazu helfe der Blick auf die Grundanliegen der Reformation, die zu Umkehr und geistlicher Erneuerung der Kirche aufgerufen haben. „Im Kern ist die Reformation eine Bibelbewegung“, betonte Schad. Bischof Karl-Heinz Wiesemann begrüßte die gemeinsame Feier des Reformationsjubiläums und die gemeinschaftliche Ausarbeitung des Übungsweges. Auch für die katholische Kirche bestehe „Anlass zur Dankbarkeit für wichtige und zentrale geistliche Impulse“ durch die Reformatoren. Dazu gehöre auch die Überzeugung, „dass jeder Getaufte mit dem gemeinsamen Priestertum beschenkt – und mitverantwortlich ist für die Sendung der Kirche“, sagte Wiesemann. Er dankte den Autoren für das „gelungene Werk“, das dabei helfe, das ökumenische Miteinander in der Region weiter zu vertiefen. Dass „zusammen wachsen“ den roten Faden vom Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) 2015 in Speyer weiterführe, zeigt nach Auffassung von Pastor Jochen Wagner, dass es sich nicht um eine „Eventökumene“ gehandelt habe. Durch den Übungsweg werde das deutlich, „was uns Christen miteinander verbindet: dass wir miteinander beten und diskutieren“. Mit dem ökumenisch-geistlichen Übungsweg knüpfen nach Aussage von Pfarrer Steffen Schramm vom Protestantischen Institut für kirchliche Fortbildung und Ökumenereferent Thomas Stubenrauch vom Bistum Speyer die Initiatoren an die Erfahrungen im Vorfeld des ÖKT an. Unter dem Motto „Aufstehen zum Leben“ hatten sich 28 Kirchen- und Pfarrgemeinden an den „Exerzitien im Alltag“ beteiligt. Hinweis: Am 28. Januar 2017 findet im Kloster in Neustadt eine Einführungsveranstaltung zum ökumenischgeistlichen Übungsweg für Interessierte statt.

Für Materialien und nähere Informationen steht das Institut für kirchliche Fortbildung in der Luitpoldstraße 8 in 76829 Landau zur Verfügung.

Mehr zum Thema: http://institut-kirchliche-fortbildung.de/

Ökumenischer Gottesdienst zum Abschluss der Friedensdekade

Ökumenischer Gottesdienst zum Abschluss der Friedensdekade

Das Evangelische Dekanat Wiesbaden und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) haben am Buß- und Bettag und zum Ende der ökumenischen Friedensdekade gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst in der Bergkirche gefeiert. Wie können Menschen aus aller Welt in unserer Gesellschaft gut ankommen? Und in welcher Gesellschaft wollen wir ankommen? - mit diesen Leitfragen haben sich die Beteiligten während des Gottesdienstes auseinandergesetzt und gemeinsam mit geflüchteten Jugendlichen Visionen für unsere Gesellschaft entwickelt. „Um anzukommen, muss erst mal der Zaun zerschnitten werden“, sagte Pfarrer Stephan Gras, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Wiesbaden zum Auftakt und verwies damit auf das Titelbild des Liedblattes, auf dem ein Loch in einem Zaun in Form eines Kreuzes zu sehen war. 

Im Zentrum des Gottesdienstes stand ein Tanz- und Theaterprojekt zwischen unbegleitet minderjährigen Flüchtlingen und Wiesbadener Schülern, das erst kürzlich in der katholischen Jugendkirche Kana aufgeführt wurde. Ziel des Projektes, das in kurzen Filmsequenzen in der Bergkirche gezeigt wurde, war die körperliche Begegnung zwischen den Teilnehmern. Die Theaterpädagogin Priska Janssens erklärte im Dialog mit Pfarrer Gras: „Wir haben deswegen mit der Sprache des Körpers gearbeitet.“  Obwohl bei den Proben anfangs jede Woche andere Jugendliche kamen, so Janssens, sei dennoch etwas gewachsen: „Bei der Aufführung in der Jugendkirche hat man gespürt, dass sich da was verbunden hat.“

Eindrücklich war auch ein Audiobeitrag, in dem Antworten von geflüchteten und Wiesbadener Jugendlichen zusammengeschnitten waren, auf die Frage: „Wie will ich wohnen – welche Visionen habe ich?“ „Meine Wohnung liegt da, wo kein Krieg ist“, hieß es da etwa oder „ich brauche einen Knopf für gutes Wetter“. Jemand anders wollte kein Bett, sondern einen Cadillac oder eine Rutsche vom Hochbett mit Meerblick.

Pfarrer Christian Fischer vom Evangelischen Dekanat, in der ehemaligen DDR aufgewachsen, berichtete von ganz anderen Visionen: „Wir wünschten uns damals Reisefreiheit und dass wir die Bücher, die wir lesen wollten, auch lesen konnten.“ Er verwies auf die Einführung der sozialistischen Wehr-Erziehung als Schulfach 1978 und erklärte: „Aus dem Protest dagegen entstand dann später die bekannte Redewendung ,Schwerter zu Pflugscharen‘.“ Aus diesen Erfahrungen heraus ist seine Vision heute ganz klar: „Dass wir unsere Zukunft miteinander und nicht gegeneinander gestalten.“

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